Hoffnung

Die Suche nach der ultimativen Sicherheit - Quelle Henning Isenberg

Was ist Hoffnung eigentlich & wie kannst Du lernen, „berechtigt“, statt unruhig, sorgenvoll zu hoffen

 

Was findest Du in diesem Artikel: Hoffen – Erwarten – Bangen – Glauben – Zuversicht – Vertrauen – Selbstsicherheit

„Die Vergangenheit Gegenstand der Erinnerung, die Gegenwart ist Gegenstand der Wahrnehmung, die Zukunft Sache der Hoffnung (oder Erwartung).“

Description:

Der hoffende Mensch ist auch der, der im Hoffen immer zugleich auch bangt. Hoffen und Bangen sind also eng verbunden, so dass das Bangen mit der Wahrscheinlichkeit und der Sorge – im Extrem auch mit der Angst, die ich in einem der nächsten Podcasts gesondert auf Korn nehmen werde, in Verbindung steht.

Das Hoffen, Gegenstand dieses Beitrags, ist – wie bereits gesagt – die Erwartung auf eine Zukunft, die möglicherweise besser ist als die Gegenwart und als die Vergangenheit. Also assoziiert mit  etwas Wünschenswertem, Positivem.  Allerdings ist auch hier die Gewissheit, dass es eintritt nicht gegeben.

Nach Friedrich Nietzsche ist Hoffnung vor allem dort wichtig, wo der Mensch nicht mehr handeln kann. Weil es nicht in seiner Macht liegt. Oder weil alles getan ist. Dann hilft nur noch die Hoffnung. Oder das Gebet. Hoffnung zu haben im tieferen Sinne, ist also keine Gier nach kurzfristiger Wunscherfüllung, sondern eine Grundhaltung zum Leben mit all seinen Widrigkeiten und Unwägbarkeiten. D.h., die Möglichkeit des Scheiterns Deiner Wünsche schwingt da immer auch mit und gleichzeitig die Dimension von Leben, Wünschen und von Lebensträumen, d.h. die Frage nach einem gelingenden Leben in der bevorstehenden Zukunft, wie sie Ernst Bloch in seinem Hauptwerk „Das Prinzip Hoffnung“ in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen stellte.

In den Spalt der Ungewissheit, dessen, was man nicht sehen kann, auch das Halb- oder Unbewusste, kann sich hier die Erfahrung aus der Vergangenheit einschleichen. Das sich nicht Vertrauen, weil Du schon mal gescheitert bist, kann erschüttert oder in Zweifel gezogen werden. Das erfahrene Vergan­gene kann zum Grübeln über das Gelingen der nächsten Schritte oder Zukunft überhaupt gerinnen.

Wird mir der richtige Partner begegnen, finde ich den richtigen Beruf, finde ich Erfüllung und Entwicklung darin, wo kann ich mich verorten, worin geborgen fühlen? Wo ist der tiefere Boden meines Seins, des Urvertrauens oder auch Glaubens – beides kann zusammen herrschen. Gläubige Menschen tun sich manchmal leichter mit der Hoffnung. Sie legen ihr Leben in Gottes Hand und fühlen sich auch in schwierigen Lebenslagen beschützt und getragen.

Unsere moderneren Denkstrukturen wurden in der Nachkriegszeit tendenziell derart gespurt, dass Hoffnung im Selbst zu finden ist, satt im Außen. Vertraue ich mir also, dass ich in der Lage bin, d.h. die Voraussetzungen habe, ein gelingendes Leben zu führen, also ob ich eine begründete Hoffnung hegen darf.

Vielen Menschen ist das sich aufgehoben Fühlen, z.B. in einer Religion oder anderen Gewissheiten, abhandenge­kommen. Es gibt Psydo-Hoffnungen. Der Märtyrer z.B., hofft auf Anerkennung, Wertschätzung, Liebe im Himmelreich. Die Suche nach Hoffnung ist eine intensive Herausforderung. Viele Menschen gehen dazu über, sich ihre Wahrheit aus vielen Erfahrungen u. Erkenntnissen selbst zusammenzustellen. Denn Hoffnung ist wichtig und es ist ein Trial-n-Error. Begründete Hoffnung gibt uns Orientierung, Zuversicht und damit (Selbst-)Sicherheit.

 Wie Goethe sagt: „Die Hoffnung hilft uns leben“

Aber, was ist in Grenzsituationen, bei einer schweren Erkrankung? Hier geht es um das kostbarste Gut: um die Unversehrtheit des Körpers. Um das Leben.

Am Anfang hofft man, dass man gesund bleibt, bzw. nicht krank wird oder ist oder hofft, dass es heilbar sein wird. Das ist ganz normal und nachvollziehbar. Darin haben wir zwei verschiedene Formen von Hoffnung: die eine Hoffnung, die sagt „Ich hoffe, dass …“ – die lineare, enttäuschbare Hoffnung – und die andere Hoffnung, die da sagt: „Ich bleibe dennoch hoffend“ – die zirkuläre, emergente Hoffnung.

Hier kann sich der Charakter der stärkenden Seite der Hoffnung besonders zeigen. Natürlich hofft jeder zunächst auf Heilung. Doch was ist, wenn das nicht klappt? Die Heilung bleibt aus. Ist dann alles hoffnungslos?

Was ist also nicht hoffen oder ungünstig für das Hoffen?

Wenn man am Anfang die Hoffnung reduziert auf ‚Ich will unbedingt Heilung, wenn nicht, dann ist alles sinnlos‘. Das ist Ausdruck nicht nur von Hoffnungslosigkeit, sondern es ist Ausdruck von Ungeduld, es ist auch Ausdruck von fehlender Auseinandersetzung und in der Folge von Klarsichtigkeit. Der Hoffende sieht ganz klar. Und er glaubt daran, dass er innere Ressourcen hat, um auch das Vergebliche so anzugehen, dass keine Sinnlosigkeit eintritt, sondern es ein Ziel und einen Weg gibt.

Wenn Du Dich auf eine ganz bestimmte Form der Zukunft fixierst, dann hoffst Du nicht. Dann  erwartest  Du – also tust etwas grundlegend Anderes. Wenn diese Erwartung nicht eintritt, bist Du enttäuscht. Wenn-Dann-Konditionierung ist schwierig – sie hat etwas Hochfahrendes. Im Gegensatz dazu, sind Demut und Dankbarkeit der Hoffnung zuträglich.

 „Wer stets im Hoffen ist, bangt und lebt nicht“, sagt Erasmus von Rotterdam

Hoffnung kann auch fadenscheiniges Mittel zum Zweck sein: Um eine Fassade aufrecht zu halten der, um sich selbst zu beruhigen oder vor der Realität zu fliehen. Wie das?

Wenn auf dünnem Eis hoffest – das kennst Du vielleicht – dann schwingt schnell das bange Gefühl mit.

Es ist ein nur ein Spiel und ein leichtfertiges dazu, wenn das ungerechtfertigte Hoffen das vielleicht Wichtigste in dem entscheidenden Augenblick verhindert: nämlich, sich mit dem auseinanderzusetzen, was ist. Der Versuch zu ignorieren, zu verdrängen, endet meist in einem Durchbrechen der Realitäten.

Diese Art „Hoffnung“, hofft einfach ohne Grund und Basis. Ihr geht keine Erhebung, Beobachtung, Einschätzung voraus. Fatale, falsche H. ist destruktive Seite der H. – die Billige Hoffnung: z.B. die oder der Verflossene kommt zurück… Kennst Du das? Du hältst sich in der Schwebe, d.h. in Unsicherheit, damit das Erhoffte nicht ablegt u. davonfährt. Das ist leichtfertiger Selbstbetrug und Dich dem Leben vorenthalten.

Das bewusste Ignorieren des realen Realistischen – es soll kurzfristig beschwingen, Mut machen. Kennst Du das und Du weißt selbst – irgendwas stimmt da nicht und Du müsstest eigentlich innehalten.

Statt nach der Wahrheit zu verhanden, versuchen wir die Angst zu verzaubern, mit dem Schließen von Pakten – also dem Abschließen persönlicher Wettern mit uns selbst – wenn das ist, dann passiert das… – kennst Du das? Oder wir beschließen selbsterfüllende Prophezeiungen, um Sicherheit zu gewinnen, nur dient die Deinem Wohl nicht, denn sie legt das Scheitern fest.

Nur, das siehste, hab ich doch gesagt, darin hast Du recht und darin liegt eine Pseudo-Sicherheit. Und andererseits, manchmal braucht es eben die Grauzone, das Unentschiedene, um Zeit zu gewinnen, sich mit den Wahrheiten anzufreunden, loszulassen, Abschied zu nehmen.

Ein weiterer Punkt: Die Hoffnung, z.B., die MedizinerInnen manchmal vermitteln wollen, kann schal sein, wenn sie so daherkommt: „Du schaffst das schon!“ Statt gut zuzureden, weil unser System kaum Zeit mehr lässt, sich intensiv mit dem Patienten beschäftigen und über sein Bangen reden und auf diese Weise tiefer zu denken und zu erkennen, woran einem wirklich liegt. Das sich etwas von der Seele reden können, wäre der Schlüssel zur Linderung des Widerstandes gegen hoffende Zuversicht, der Angst, Verzweiflung und Mutlosigkeit einen Platz einräumen, statt sie nicht zuzulassen und stattdessen immer nur Hoffnung zu verbreiten.

Was braucht`s dann…?

Konfuzius sagt: „es ist besser ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen.“

Wirkliche Hoffnung entspringt einer Haltung jenseits von vordergründigem Optimismus, von „alles wird gut“. Sie ist eher verortet in den inneren Sphären der Zuversicht, des Vertrauens.

Also, was ist Hoffnung?

Hoffnung hat drei Elemente:

  1. Erkenntnis: zu erkennen, aha so bedrohlich oder wenig bedrohlich ist die Zukunft!
  2. Gestimmtsein, im Sinne des Offenbleibens bezogen auf die Zukunft.
  3. Phantasie: Die Bereitschaft, die Zukunft wirklich als offen anzuerkennen und daran zu glauben, dass sich Dinge ereignen, die einem doch Kraft geben können.

Hoffen ist also: wissen, dass nichts sicher ist. Und trotzdem vertrauen, dass genügend Ressourcen da sind, um Herausforderungen zu meistern. So bewegt sich die konkrete Hoffnung weg von der Fixierung auf ein bestimmtes Ziel hin zu einem grundsätzlichen Vertrauen.

Also nicht: Alles wird gut! Sondern, die Hoffnung mag eintreffen oder nicht, wie Jean Paul sagt, so hat sie doch das Gute, dass sie die Furcht verdrängt. Auch wenn es nicht gut wird, wird es einen Weg geben, damit umzugehen. Bsp.: niemand Schwerkrankes hatte die naive Hoffnung, dass alles wieder gut werden wird, zumindest nicht so wie vorher.

Worauf genau bezieht sich die Hoffnung dann?

Auf ein Gefühl von Geborgenheit. Sich aufgehoben fühlen. Das ist der „wahre“ Nährboden der Hoffnung. Tiefe Hoffnung wirkt kraftspendend und falsche Hoffnung zerstörerisch. Der Nährboden wahrer Hoffnung ist Geborgenheit oder spirituelle Verortung – ganz gleich, wie sie aussieht.

Wie entsteht Hoffnung?

Die Tiefe entsteht durch die kundige Selbstreflektion, im Gegensatz zum Grübeln. Hier würde man Gewissheit näherkommen. D.h. Du wirst tätig und schaust hin. In der Tätigkeit begründet sich Hoffnung. Die „Tätige Hoffnung“ analysiert klar und handelt und hofft berechtigterweise, wenn alles nach bestem Wissen und Gewissen getan ist –, dass der Pfeil, ist er einmal abgeschossen, wirklich im Ziel landen kann. Irgendetwas kann dazwischenkommen, ja, und Du hast das, was Du tun kannst getan, nun bleibt noch, zu vertrauen. Die totales Sicherheit gibt es nicht – ein Restrisiko bleibt – so ist das Leben.

Tätige Hoffnung hat auch keine Gewissheit, dass sich etwas so ereignen wird, wie wir es brauchen oder wir es ersehnen, aber sie spürt, dass sie einen Beitrag leisten muss. Das heißt, das ist dann ein partnerschaftliches Verhältnis, in dem wir selber eine tragende Rolle haben.

Und in einem partnerschaftlichen Verhältnis gibt es nie nur das Nehmen. Da gibt es immer auch die Notwendigkeit des Gebens. Wichtig, das schale Gefühl, dass Du unberechtigt hoffst verwindet.

In den großen Kontext gesetzt!

Was echtes Hoffen – also nehmen und geben – ist, kann am Beispiel des Wandels unseres Klimas ganz gut gezeigt werden.

Die tätige Hoffnung als das Aufwachen aus der Lethargie, der Saturiertheit, der Selbstbezogenheit. Es geht hier um die Menschheit, und es geht hier um die Schöpfung. Wir haben diese Erde zur Verfügung bekommen, wir durften uns hier entwickeln, und wir haben sie gnadenlos ausgebeutet, getreten, misshandelt und sind jetzt kurz davor, selber im Staub zu vertrocknen oder in Sintfluten zu ertrinken. Wenn wir überhaupt noch eine Möglichkeit haben wollen, eine Chance haben wollen, dann stehen wir jetzt in einer Bringschuld. Wir haben genommen, jetzt sind wir dran tätig zu geben! Nur dann dürfen wir hoffen.

Also, wie geht das jetzt konkret?

Tue, was du kannst – und nicht nur aus einer geistigen Überzeugung, sondern aus einer Herzens­energie heraus!

Nicht bangend, bequem im Zweifeln und Grübeln verharren, wäre tätig Sein, z.B. Urvertrauen zu finden, dass so vielen fehlt, und auch für Deinen Auftrag tätig sein, so dass Du sagen kannst: „ich habe das, was mir möglich war getan und jetzt kann ich berechtigter Weise vertrauen, dass ich begründet hoffen darf und einfach hoffend im Leben stehen darfst, dass Dir etwas entgegenkommt, mit dem Du im Moment noch nicht rechnest, und das Du auch noch nicht sehen kannst. – Was immer das sei!

Orientierung:

  1. Urvertrauen ist heute noch dazugekommen, Dankbarkeit und die Selffulfilling Prophecy;
  2. und dann ist da noch das Thema Ängste, was ich beim Grübeln-Podcast angekündigt hatte.
  3. Motivation/ Antrieb: Das Denken, dass es ja eh keinen Sinn macht, sich aufzuraffen, weil der Ausgang ja scheitern kann.
  4. Erwartung
  5. Ungeduld

Also, sucht Dir raus, was Dich gerade am meisten interessiert. Als nächstes setze ich mich an den Podcast zum Thema Ängste.